Unsere 6. Vorsetz unter dem
Motto „ Sou ebbes“ war wieder ein voller Erfolg. Über
250 Interessierte haben an den beiden Tagen unsere Vorträge und
Dialoge begeistert aufgenommen. Im ersten Teil stimmte Sigrid Friz die
Zuhörer mit ihren geschichtlichen Erläuterungen auf die Vorträge
ein.
Der von den Biberacher Bauern
erfolgreich verhinderte Eisenbahnbau über die Biberacher Gemarkung
in der Zeit um 1850 war Thema des ersten Vortrags von Thomas Böhringer.
Helga Wagner berichtete anschließenden
über den schweren „Hagelschlag mit Wirbelsturm“, der
im Jahre 1897 große Teile des Unterlands heimsuchte und auch Biberach
schwer beschädigte. Ihm Rahmen eines königlich württembergischen
Notstandsprogrammes wurde als Hilfe für die Biberacher und Neckargartacher
Bevölkerung die „Neue Straße“ gebaut; die heutige
Straße nach Heilbronn.
Einen im April 1919 erfolgten
Dorfaufstand der Biberacher Bevölkerung gegen die Anordnungen der
dörflichen Arbeiterräte schilderten Helga Christ und Thomas
Böhringer recht lebhaft im Dialog, in dem auch Mario und Jens Böhringer
mitwirkten. Trotz „Sturmläuten“ und heftiger Gegenwehr
konnten sich die Biberacher nicht den staatlichen Anordnungen auf Dauer
widersetzen.
Helga Christ erzählte,
wie sie die letzten Tage des 2. Weltkrieges in Biberach erlebte; vom
Bunkerbau und Jabo-Angriffen. Ergriffen und in „Kirchenstille“
lauschten die Interessierten, wie die Panzer am Ostermontag 1945 erst
von der Anhöhe aus Biberach ausspähten und dann über
die Wimpfener Steige ins Dorf einfuhren, die Familie ihr Haus den Amerikanern
überlassen musste und mit weiteren Verwandten bei der Großmutter
Unterschlupf fand.
Die von Annemarie Schnepf
vorgetragene Schilderung über die Vertriebenen und Flüchtlinge,
die von 1945 bis 1950 nach Biberach kamen, wurde ebenfalls mit großer
Ergriffenheit aufgenommen. Sie schilderte die Eindrücke in den
ersten Tagen und berichtete über sprachliche und soziale Problemfelder,
kam dann zum Schluss, dass das „neue Blut“ gut für
Biberach war und aus den Fremden „Biberacher“ wurden.
Nach der Pause lud Karlheinz
Pfeil zunächst die anwesenden Männer zum Bau der Biberacher
Wasserleitung ein. Er erzählte dann vom Bau der ersten Wasserleitung
und den Wasserversorgungsproblemen in trockenen Jahren, der Suche nach
neuen Brunnen, bis hin zum Anschluss an die Bodenseewasserversorgung.
Außerdem ging er sehr ausführlich auf die Hochwasserprobleme
ein, die der Böllinger Bach verursachte, auf die Bachbegradigung,
sowie den Ausbau der Panoramastraße und der daraus resultierenden
Erschließung des ersten großen Biberacher Baugebietes „Nordberg“.
Otto Schönau zeigte
auf, wie durch die Flurbereinigungen die Biberacher Gemarkung wesentlich
verändert wurde. Er erzählte von den verschwundenen Hohlwegen,
den Baumalleen und Rainen, die der Flurbereinigung zum Opfer fielen.
Außerdem berichtete er, unter welchen Bedingungen die Aussiederhöfe
im Gewann Konradsberg geschaffen wurden.
Zum Abschluss der Vorsetz
berichtete Hermann Neuwirth vom Autobahnbau, der unmittelbar nach der
Flurbereinigung erneut wesentliche Eingriffe in die Biberacher Gemarkung
mit sich brachte. In seiner Art brachte er den Zuhörern die „Biberacher
Autobahn“ als Hausstrecke zum Atlantik bzw. nach Prag näher.
Etwas später berichtete
Hermann Neuwirth dann von einem ebenfalls wesentlichen Einschnitt im
dörflichen Leben, nämlich vom Wegfall des Farrenstalls und
der Einführung der künstlichen Besamung. Eine Anekdote brachte
die Anwesenden zum Schmunzeln und war Übergang zum gemütlichen
Beisammensein, das Auswendigspieler der Biberacher Musikkapelle umrahmten.
Während den Vorträgen
wurden -jetzt schon traditionell - Volkslieder gesungen.
Juni 2004
Gemeinsam mit dem Obst- und Gartenbauverein haben wir wieder Flurfahrten
angeboten. Die Fahrten standen unter dem Motte „Uff dä oanderä
Saitä“. Bei sehr „durchwachsenem Wetter“ (mit
etlichen Regengüssen) konnten wir fast 200 Interessierten etwas
über die alten Fernstraßen aus römischer und fränkischer
Zeit erzählen. Außerdem erfuhren unsere Mitfahrer etwas über
die unterschiedliche Behandlung der beiden Deutschordensgemeinden „Kirchhausen“
und „Biberach“ durch ihre Herrschaft und über die Spannungen,
die daraus resultieren. Wir haben den interessierten Mitfahrern auch
den Verlauf der südöstlichen Gemarkungsgrenze gezeigt.
08.07.2004
Mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation zeigte Thomas Böhringer
– im Rahmen des Biberacher Kultursommers – im Biberacher
Bürgeramt ca. 40 Interessierten, wer einst auf der Biberacher Gemarkung
lebte und was bislang an „Hinterlassenschaften“ gefunden
wurde.
2005
05.03.2005 und 06.03.2005
Unsere 7. Vorsetz unter dem Motte „Woann Schtoi schwätzä
keendä“ war wieder ein voller Erfolg. Über 250 Besucher
erfuhren an den beiden Tagen Geschichte und Geschichten über noch
bestehende Biberacher Gebäude.
Ulrich Müller stellte
als Türmer auf dem „ältesten Bauteil“, dem Biberacher
Kirchturm die einzelnen Häuser vor und informierte über das
historische Umfeld, das beim Bau dieser Gebäude vorlag.
Annemarie Schnepf präsentierte
das Biberacher Fachwerkhaus mit dem Röhrenbrunnen. Der Keller aus
dem Jahre 1580 zählt zu den ältesten Gebäudeteilen Biberachs.
Der Brunnen war (und ist) das eigentliche Dorfzentrum Biberachs. Hier
war die zentrale Wasserversorgung, hier wurde gewogen und gemessen und
sogar 1848 die Revolution ausgerufen.
Helga Christ lieh ihre Stimme
dem „Rappengassenhaus“. Das Rappengassenhaus ist das älteste
intakte Gebäude Biberachs und wurde in der 2.Hälfte des 16.
Jahrhunderts gebaut.
Vermutlich residierte dort der Wimpfener Vogt, denn die beachtlichen
Speicherböden sowie ein Türschloss aus der Erbauungszeit sind
noch erhalten. Von vielen Schicksalen (Kindersterblichkeit, Auswanderer,
Kriegsleid,…) hat uns dieses Haus erzählt.
Otto Schönau stellte
sein Elternhaus in der Weirachstraße vor. Er erzählte, dass
es auch schon in der „ Lauffener“ und in der“Großgartacher
Straße“ stand, denn das bäuerliche Anwesen, das in
der 2.Hälfte des 18.Jahrhunderts gebaut wurde, hat nun bereits
die dritte Änderung des Straßenbezeichnung hinter sich. Das
besondere an diesem Gebäude war seine „Halle“. –
eine Hausdurchfahrt -. Diese Halle gab den Besitzerfamilien ihren Namen:
die „Hallen-Straubs“ und die „Hallen-Schönaus“.
Die Halle wurde in den 60ziger Jahren zu Wohnraum umgebaut, aber Otto
Schönau behielt seinen Namen „Hallä-Ottl“.
Helga Wagner informierte
über das „Alte Schulhaus“. Sie erklärte, dass
früher der Pfarrer Dienstherrn der Lehrer waren, und wie froh der
Biberacher Pfarrer war, als 1840 endlich eine neue Schule gebaut werden
konnte. Sie zeigte an den Pfarrberichten auf, welche Schwerpunkte die
Pfarrer legten, - was ihnen besonders wichtig war – und wie problematische
das stetige Ansteigen der Schülerzahl war. Die Schule musste bereits
1880 umgebaut werden, um alle Schüler aufnehmen zu können
und bereits 1910 wurde der Bau einer weiteren Schule geplant.
An dem Ort, an dem bis 1840
die Schule stand, wurde das Backhaus gebaut. Über die wechselhafte
Geschichte dieses Gebäudes erzählte ebenfalls Helga Wagner.
Das Gemeindebackhaus, das auf königlich württembergischen
Befehl gebaut werden musste, war zunächst einstockig, wurde dann
1923 aufgestockt und ein Laden sowie Wohnräume errichtet.
Mitte der 70ziger Jahre war es baufällig, wurde besetzungssicher
zugemauert und war ein Biberacher Schandfleck, der abgerissen werden
sollte. Wegen seiner besonderen Denkmalwürdigkeit für das
Unterländer Umland wurde dies jedoch vom Regierungspräsidium
verboten. Dank des Biberacher Gipsermeisters Halter, der das Gebäude
1987 renovierte, wurde aus dem alten Schandfleck ein Schmuckkästchen.
Karl-Heinz Pfeil interviewte
einen „Bloh- Schtoi“, aus dem Fundament der Biberacher Schmiede.
Der Stein erinnerte sich an die Geräusche, die er in seinem Leben
immer wieder hörte. Das Hämmern des Schmieds, das Getrampel
der Pferde, die zum Beschlagen gebracht wurden, das Gezeter der Gänse,
die täglich am Haus vorbei in den Gänsegarten getrieben wurden,
oder das Gemecker der Schafe, die ihren Stall im nahen „Schoofhaus“
hatten.
Der Stein erzählte, wie in den 50ziger Jahren die Kirchenglocken
an der Schmiede vorbei „heimgebracht“ wurden und er informierte
über die Besitzer der Schmiede..
Sigrid Friz führte uns
in das einst größte Gasthaus Biberachs – das Rössle
-. Mitte des 19.Jahrhunderts auf den Kellergewölbe eines Vorgängerbaus
erstellt, fragte sie sich, was wohl diese Steine von der Geschichte
der Familie Sinn erzählen könnten, oder von den Gästen,
die durch die geschnitzte Türe, vorbei an den Kellern die gebogene
Sandsteintreppe ins Obergeschoß – in die Gasträume
– gingen. Dort den Pitschbaumfußboden oder die Deckenmalerei
bewunderten und später in einer der Gästestuben schlafen gingen.
Sie erzählte vom großen Brand im Jahre 1884, dem auch das
Rössle fast zum Opfer gefallen wäre, von der Unterbringung
der französischen Kriegsgefangenen und später der Heimatvertriebenen
–im großen Saal des Hauses. Die letzte Rössleswirtin,
Mathilde Sinn, wurde auch erwähnt und es wurde ihr Lieblingslied
gesungen.
Thomas und Jens Böhringer
fragten einen Dachziegel des (groß)elterlichen Hauses über
die Geschichte aus. Das Haus Bonfelderstraße 44 wurde 1895 gebaut.
Es sollte eine Wirtschaft werden, doch da in Biberach kein Salzwerk
gebaut wurde, musste der Erbauer das Haus 1899 verkaufen und kam so
in den Familienbesitz. Aus der Wirtschaft wurde eine Schreinerei und
später Wohnraum. Der Ziegel erzählte über das Auf- und
Ab der Familiengeschichte, die immer wieder eingebunden in geschichtliche
Ereignisse war.
Die „alte Post“
oder das „Erkerhaus“ wurde von Sigrid Fritz vorgestellt.
Etliche Umzüge musste die Post im Laufe der Jahrzehnte durchmachen.
Der westliche Teil des Gebäudes wurde Anfang des 20.Jahrhunderts
von der Familie Wacker abgerissen und als „Erkerhaus“ wieder
aufgebaut. Da im Gebäude früher auch eine Schmiede war, wird
auch heute noch bei „den Schmieds“ eingekauft, denn der
in den 30ziger Jahren eingerichtete Lebensmittelladen wurde im Laufe
der Jahre ausgebaut und besteht noch heute. Die Schnapsbrennerei, oder
die Mietwäscherei, die ebenfalls in diesem Haus einst untergebracht
waren, existieren dagegen nicht mehr.
Horst Wagner begleitete,
wie bislang bei allen „Vorsetz-Veranstaltungen“ den Gesang
der Besucher. Gesungen wurden wieder alte Volksweisen. Am Samstagabend
spielten Vater und Sohn Bergschicker anschließend zur Unterhaltung
auf.
16.07.2005:
Mit einer Halbtagsfahrt
an den Limes hat der Interessenkreis "treffsicher -am Tag der Ernennung
des Limes zum Weltkulturerbe" einen interessanten Ausflug nach
Welzheim unternommen. Schade war, das nur wenige Außenstehende
mitgefahren sind. Knapp 30 Ausflügler konnten unter fachkundiger
Führung den Limes, das Kleinkastell Rötelsee sowie das Ostkastell
bei Welzheim kennenlernen - und wir trafen sogar auf zwei "Römer"
(was vor allem die Kinder begeisterte).
2006
14.01./15.01.2005: Unsere diesjährige Vorsetz stand unter dem Motto ".... awwä loangä dudd's". Über 250 Interessierte haben sich an den beiden Tagen im evangelischen Gemeindehaus in Biberach eingefunden. Sie waren wie immer ganz begeistert.
Helga Wagner erklärte das Motto: Biberach war früher immer ein armes Dorf und die umliegenden Gemeinden spotteten mit dem Spruch " In Biwwerich bleibt nix iwwerich". Worauf sich die Biberacher mit der Antwort wehrten "...awwä loangä duud's!". (aber es reicht aus). Wir wollten in der Vorsetz zeigen, wie die Menschen früher mit ihren Berufen und zusätzlichen Arbeiten (heute: Nebenjobs) sich und ihre Familien "über Wasser hielten".
Ulrich Müller führte wieder als Türmer durchs Programmm; dieses Jahr ging er durch die alten Biberacher Straßen und schaute in die Häuser, um zu sehen was dort gearbeitet wurde. Sein erster Halt war bei der alten Biberacher Post (Erkerhaus).
Sigrid Friz erzählte, dass neben den Aufgaben der Poststelle weitere Arbeiten (Schmiede, Schnapsbrennerei, später Mietwaschküche, Gemischtwarenladen) erforderlich waren, um die Famiilie (Wacker) ernähren zu können.
Den nächsten Halt machte der Türmer beim Schmied in der Unterlandstraße.
Karlheinz Pfeil erklärte zunächst das Schmiedehandwerk und auch Aufgaben, bei denen der Schmied die Mithilfe der Nachbarschaft benötigte, wie z.B. das Aufziehen der Reifen auf die hölzernen Räder. Der Schmied war aber auch der "Frisör" für viele Kinder im Dorf. Der Schmied Jörgle war Anfang des 20. Jahrhunderts der einzige Fotograf im Dorf; das war der Nebenverdienst dieses Schmieds.
Der nächste Halt des Türmers war in der Bonfelder Straße in der Schreinerei der Familie Hess.
Thomas Böhringer zeigte zunächst auf, welche Arbeiten die Schreiner früher hatten. Ein kleinen Dialog mit Jens Böhringer, Helga Christ und Karlheinz Pfeil war Aufhänger für die das Thema "awwä loangä duud's" . Der Schreiner war früher auch Sargmacher, Einsarger und manchmal auch noch Leichenschauer; d.h. damals stellte der Schreiner in Biberach den Tod fest. Für die Bauern war die warme Schreinerwerkstatt in der Winterzeit oft ein Ort, an dem man sich treffen und unterhalten konnten, ohne etwas zu essen oder zu trinken bestellen zu müssen (auch das gehörte zum .... awwä loangä duud's).
Durch die Rappengasse ging's anschließend zum "Milchhäisle".
Annemarie Schnepf erzählte vom Nebenjob der Familie Ruckwied, die "Milchmanns", die zunächst in Eigenregie Milchprodukte herstellten, die Milch der Biberacher Bauern nach Heilbronn brachten und später, als das Milchhäusle erstellt war, dort die "Milchver/ -entsorgung" für eine lange Zeit übernahmen. Annemarie Schnepf berichtete ausführlich über die unterschiedlichen Arbeitsgänge, die dabei erforderlich waren. Sie erwähnte auch, dass das "Milchhäisle" der Biwwericher "Poussierplatz" der Dorfjugend war.
Nach der Pause wurde aus dem Türmer der Müller, der erklärte, warum dieser Berufstand früher nicht sehr angesehen war. Er informierte darüber, dass die Biberacher Müllerfamilien einst zu den wohlhabenden Familien im Dorf zählten, und dass nun das vormals stolze Mühlengebäude dem Verfall preisgegeben ist. Ulrich Müller erzählte auch von der Ölmühle, die nach den dem 2. Weltkrieg eine kleine Blüte erlebte. Hierher brachten die Biberacher ihre Bucheckern, Mohn und Raps damit daraus Öl "geschlagen" wurde. Heinz Schuh fertigte ein Mühlenmodell der Biberacher Ölmühle im Zustand des Jahres 1849, das ebenfalls an diesem Abend gezeigt wurde.
Der Türmer setzte seinen Rundgang fort und traf in einem Bauernhaus die Hausschneiderin ( Helga Christ), die für die Bauersfrau (Annemarie Schnepf) aus alten Kleidern für die Kinder Hosen und Jacken fertigte, die Flickwäsche bearbeitete und auch für die Bauersfrau ein neues Kleid nähte - und das alles über die Winterszeit im Haus der jeweiligen Auftraggeber.
Helga Christ erzählte dann auch noch vom Zusatzverdienst des Frl. Siegmann, die nach dem 2. Weltkrieg ein Wannenbad in der Ziegeleistraße eröffnete. Sie erinnerte sich auch an die Zeit, als es in Biberach keinen Frisör gab und diese Aufgabe vom Schuster, Glaser oder Metzger mit übernommen wurde.
Der Türmer ging nun weiter und am Dorfende, Richtung Heilbronn fand er das "Biwwericher Cafe".
Sigrid Friz erwähnte, dass es der Familie Halter beim Bau des Hauses in erster Linie um den Bau einer Reparaturwerkstatt für Motor- und Fahrräder ging und das Cafe eigentlich erst auf Vorschlag des damaligen Bürgermeisters eingerichtet wurde. Sie berichtete sehr ausführlich über die Aufgaben die Pauline Halter und ihre Familie hatten (vom Putzen über das Tortenbacken bis zur Eisherstellung) und wie schnell das Cafe für lange Zeit ein beliebter Treffpunkt für die Biberacher wurde.
Den krönenden Abschluss der Vorsetz setzte Otto Schönau. Er erzählte in seiner Art vom Zusatzverdienst zweier Biberacher Bauern. Sie waren "Straßenwarte" und hatte die vier Durchgangstraßen auf der Biberacher Gemarkung das ganze Jahr über in Schuss zu halten.
Wie schon in den Vorjahren hat Horst Wagner den Gesang der Biberacher auf seinem Akkordeon begleitet und samstags spielten auch noch die Auswendigspieler der Musikkapelle zum Ausklang auf.
11.Juli 2006 : Im Rahmen des Biberacher Kultursommers wurde von Interessenkreis Heimatgeschichte ein Vortrag über die Luftbildarchäologie angeboten. Dozent war Herr Landauer. Trotz der großen Hitze kamen über 50 Interessierte ins evang. Gemeinde-haus. Herr Landauers Vortrag und Powerpoint-Präsentation waren so kurzweilig und interessant, dass die Stunden wie "im Flug" vergingen. Neben seiner Suche nach den Spuren des Neckarlimes zeigte er uns auch die Luftbilder des römischen Gutshofs im Gewann "Mauern" sowie die des keltischem Grabhügels, der sich einst zwischen Bad Wimpfen und Biberach befand.
2007
20.01./21.01.2007: Auch in diesem Jahr fand unsere Vorsetz unter dem Motto "D'Turnhallä unn's Drummrumm" regen Zuspruch. An den beiden Tagen fanden sich ungefähr 250 Interessierte im evangelischen Gemeindehaus ein.
Ulrich Müller führte wieder als Türmer durch's Programm. Unsere Vorsetz begann mit drei kleinen Szenen, bei denen Karl-Heinz Pfeil, Hermann Neuwirth, Otto Schönau und Thomas Böhringer mitspielten. Zu sehen und zu hören war, wo die Turner vor dem Bau der Turnhalle ihre Übungen durchführten (Im Saal der Wirtschaft "Rose", in der Scheune des Karl Gutöhrle, in der alten Kelter, im Schafshaus) und wie beschwerlich dies war. Gezeigt wurde auch, wie die entschlossenen Biberacher es dann wagten, eine eigene Halle zu bauen, wie ideenreich die Finanzierung angegangen wurde (Sammlung von Getreide und Kartoffeln, Ausgabe von Schuldscheinen) und wie schnell der Bau im Jahre 1933 von statten ging ( vom Kauf des Grundstücks - von Ziegeleibesitzer Dörr - bis zur Einweihung verging gerade ein halbes Jahr!)
Thomas Böhringer beschäftigte sich mit dem "Drummrumm". In erster Linie war damit die Biberacher Ziegelei gemeint, die Anfang des 20.Jahrhunderts gegründet wurde, aufgrund einer Erbauseinandersetzung verkauft werden musste, dann einige schwere Jahre vor sich hatte, bis sie in den dreißiger Jahren eine Blütezeit erlebte und 25 Arbeiter beschäftigte. Der 2.Weltkrieg bedeutete das vorläufige "Aus".Nach Ende des Krieges wurde modernisiert und die Ziegelei war lange Zeit größter Biberacher Arbeitgeber. Stillgelegt wurde sie dann in den 70ziger Jahren des 20.Jahrhunderts. Die Biberacher Turnhalle befand sich in unmittelbarer Nähe des Ziegeleigeländes und in unmittelbarer Nähe befand sich auch ein weitereres "Drummrumm": das Biberacher "Wasserreservoir".
Der Türmer schilderte anschließend die patriotische und militärische Einstellung, die die Vereine und auch die Turnvereine im beginnenden 20.Jahrhundert hatten.
Helga Wagner berichtete über die Geschichte der Turnhalle und des Turnvereins: Der Turnverein wurde im November 1905 von 23 Männern gegründet. Auf Disziplin wurde geachtet und Verstöße gegen die Satzung oder das "Zuspätkommen" streng bestraft. Sie ging noch näher auf die verschiedenen Übungsräume der Anfangszeit und auch auf den Bau und die Finanzierung der Halle ein, erzählte über die Nutzung während des Kriegs und danach (1945 angedacht als Produktionsstääte der Rüstungsindustrie und dann Unterkunft für Vertriebene), über den Anbau im Jahr 1958, den Verkauf im Jahr 1974 und über den Abriss im Jahre 1996.
Nach der Pause erinnerte Helga Christ sich an die Zeit, als sie in der Turnhalle Theater spielte. "Bretter, die für viele Biberacher junge Menschen, die Welt bedeuteten". Sie erzählte wie Texte eingeübt wurden, das Theaterspiel für die meisten Biberacher eine ersehnte und willkommene Abwechslung im Jahreslauf war und so sowohl die Laienschauspieler als auch die Zuschauer Freude und Spaß in der Halle hatten.
Karl-Heinz Pfeil knüpfte in seinen Erinnerungen ans Theaterspiel an. Auch die Musikkapelle spielte in der Halle Theater, hatte aber dort auch ihre Konzerte; ebenso der Posaunenchor. Karl-Heinz Pfeil war jahrelang Gehilfe bei den sonntäglichen Filmvorführungen, die ebenfalls in der Halle stattfanden und er konnte sich noch gut an die Unmutsäußerungen erinnern, die Filmrisse mit sich brachten, da 4 bis 5 solcher Unterbrechungen während einer Vorführung die Regel waren. Er erzählte auch vom Spielplatz "Wasserreservoir": Kein Spielplatz im heutigen Sinne; die Kinder bauten sich ihre Rutschen selbst und sahen dann auch entsprechend aus. Der Festplatz bei der Halle diente als Platz für manches Fest von 1933 bis Mitte der 70ziger Jahre.
Auch Annemarie Schnepf erzählte von ihren Erinnerungen an die Halle. An ihre erste Begegnung mit der Halle konnte sie sich nicht mehr erinnern: Als halbjähriges Mädchen fand sie gemeinsam mit ihrer Großfamilie in der Halle einen Unterschlupf nach der Vertreibung. An ihren zweiten Aufenthalt jedoch erinnerte sie sich noch gut. Das war ihre Kindergartenzeit, die sie ebenfalls in der Halle verbrachte. In ihrer Kinder- und Jugendzeit war sie auch oft in der Halle, als Turnerin, Tänzerin, Schauspielerin, Kunstradfahrerin oder Akkordeonspielerin.
Sigrid Friz beendete die Vorträge mit einem Referat über die Nutzung der Turnhalle als Schulraum. In den 60ziger Jahren war die Schulraumsituation in Biberach so stark angespannt, dass jahrelang Schulunterricht im Anbau der Halle gehalten werden musste.
Zum Schluss der Vorsetz appellierte Thomas Böhringer an die Zuhörer: Der Interessenkreis braucht dringend Verstärkung, sonst ist er nicht in der Lage in den kommenden Jahren weiterhin die Vorsetz auszurichten.
Samstagabends spielten dann noch die Auswendigspieler der Musikkapelle zur Unterhaltung auf. Während der Vorsetz hat Horst Wagner die gesungenen Volkslieder - wie gewohnt - mit dem Akkordeon begleitet.
Juli 2007: Unser Jahresausflug begann mit dem Besuch des Keltenfürsten in Hochdorf und wurde mit einer Besichtigung der Klosteranlage Maulbronn fortgeführt.
2008
Januar 2008: Jetzt ist es schon eine Tradition in Biberach im Januar zur Vorsetz zu gehen. Das Gemeindehaus war an beiden Veranstaltungen bis auf den letzten Platz besetzt. „S‘hot alläs gewwä – unn heit…?“ So lautete das Motto dieser Vorsetz. Ulrich Müller führte wieder als der Biberacher Türmer durchs Programm. Im ersten Teil der Vorsetz waren da die „Uznamen“ gemeint, die es fast für alle Familien gab. Ulrich Müller stellte fest, dass diese Name meist gar keine richtigen „Uznamen“ waren, sondern ganz einfach Namen zum Unterscheiden: „Der Hallen-Straub ist einfach jemand anders als der „Steig-Straub….“
Von Elfriede Hohenstatt konnten die Zuhörer erfahren, wie viele Läden es damals in einem Biberach von etwa 1700 Einwohnern gab, dass damals der komplette Bedarf in Biberach erworben werden konnte und Öffnungszeiten keine große Rolle spielten. Karl-Heinz Pfeil gab einen ganz persönlichen Eindruck wieder über einenLaden, der seiner Uroma gehörte.
Helga Wagner berichtete über die medizinische Grundversorgung. Auch wenn damals kein Arzt in Biberach wohnte, so war doch eine gewisse Grundversorgung gegeben. Schon seit 1908 wohnten Krankenschwestern im Ort. Unfälle, kleinere Wunden wurden vom örtlichen Sanitäter, dem „Auchs Hellem“ und später vom „Fritz Keicher“ versorgt. Ärzte kamen auch einmal in der Woche ins Dorf und hielten ihre Sprechstunde in einer der Wirtsschaften. 1960 wurde dann die erste Arztpraxis in Biberach eröffnet.
Karl-Heinz Pfeil erzählte ausführlich über das Bauhandwerk. Angefangen vom Architekten über die Biberacher Handwerker vom Zimmerergeschäft, Bauunter-nehmen, Ziegelei, Sandgrube, Kunststeingeschäft, Gipsergeschäfte, Schreinereien bis zu den Flaschnereien, Elektriker, Glasereien, Drehereien, Schmieden, Maler und Tapezierer und machte so deutlich, dass damals die Häuser komplett durch Biberacher Firmen errichtet und eingerichtet werden konnten.
Sigrid Friz betrachtete das Leben des Biberacher Drehermeisters Karl Hörnstein.
Beendet wurde der offizielle Teil der Vorsetz mit einem Dialog zwischen der Biberacherin Marie (Renate Halter) und der zugezogenen Frau Friz. Von der Marie erfuhr die Zugezogene, dass es in Biberach viele Wirtschaften gab, denn Marie erzählte vom Lamm, dem Hirsch, der Traube, der Brauerei, der Sonne, der Rose, dem Rössle und der Linde. Auch die Besonderheiten der Biberacher Mundart wurden der Zugezogenen erklärt.
Wie gewohnt begleitete Horst Wagner mit seinem Akkordeon die Volkslieder und nach der Vorsetz spielten die Auswendigspieler der Musikkapelle auf.
Juni 2008: Der Jahresausflug des Interessenkreis Heimatgeschichte Biberach führte nach Wackershofen zu einer sehr interessanten Führung durch das Freiland-museum mit einer äußerst engagierten Führerin. Ein gemütliches Mittagessen im urigen „Roten Ochsen“ des Museums rundete diesen Tag ab.
Juli 2008: Im Rahmen des Biberacher Kultursommers veranstaltete der Interessenkreis Heimatgeschichte eine „Wanderung zu den Biberacher Geister und Gespenstern“. Thomas Böhringer wanderte mit ca. 35 Interessierten an die Orte an denen diese Gespenster/Geister hausen sollen und erzählte deren Geschichte. So konnten die Wanderer die Geschichten vom Brudermörder, der Förstlesmutter, vom Tilly, den Grenzgängern (die sogar erschienen), und dem Pfeifferle erfahren.
2009
Januar 2009: “Vun dä Ährämissärundä bis zu dä Zoanä“. Das Motto unserer Vorsetz fand schon im Vorfeld großes Interesse, da viele im Dorf die genannten Begriffe nicht (mehr) kannten. Unsere beiden Veranstaltungen waren wieder sehr schnell ausverkauft und Manche warteten gespannt auf die „Auflösung“ unserer „Botschaft“.
Ulrich Müller führte wieder als Türmer durchs Programm, das im ABC den Zuhörern die Biberacher Sprache nahe bringen wollte.
Unter „A“ fand sich „Ärwert“ (Arbeit). Elfriede Hohenstatt berichtete wie aus dem Biberacher Bauerndorf am Ende des 19. Jahrhunderts allmählich eine „Wohngemeinde“ wurde. Sie erzählte vom Salzwerk und den anderen Fabriken und Firmen (Glashütte, Breitschwert, Fiat, Läpple und Mehne) und natürlich von der NSU. Sie schilderte aber auch die Arbeit der Biberacher Frauen, die als Mädchen in „Stellung“ gingen oder in der Landwirtschaft arbeiteten (z.B. auf dem Eichhof, dem Alt- oder Neuböllinger Hof) um etwas Geld zu verdienen. 1960 bis 1967 gab es in Biberach eine Schürzenfabrik, in der etliche Frauen Arbeit fanden.
Über „B“ wie „boppern“; „Blutt“ gings zu „D“ wie „Duug“, „dissln“ , „E“ wie „Elamesä“ zu „F“ wie „Felichä“, „ felichä““.
Unter „G“ zeigte Thomas Böhringer , dass die „Gwoann-Noamä“ (Flurnamen) uralt sind und manche aus dem Zeit stammen als die Wälder gerodet wurden oder ihren Namen aus geographischen oder historischen Gegebenheiten herleiten lassen. Mit Landschaftsfotos zur jeweiligen Flur wurde auch ein „visueller“ Bezug hergestellt.
„H“ wie „Haipfl“, „Häffila“: Hilde Ruckwied erzählte, wie es vor gar nicht so langer Zeit in Haus und Hof ausgesehen hat und wie mühsam das Tagesgeschäft war. Es gab weder einen elekrischen Herd noch eine Rühr- oder Küchenmaschine; nicht einmal warmes Leitungswasser. Und so war das Feuermachen und Wasserkochen eines der ersten Tagesaufgaben, an die sich dann gleich die Tierfütterung und das Melken anschlossen. Zeitaufwändig war die Herstellung von Nudeln oder das wöchentliche Brotbacken und auch der Waschtag war ein sehr harter Tag.
„I“ wie „Imes“. Elfriede Hohenstadt berichtete was früher gekocht wurde. Die Zutaten waren meist vorhanden; das Gemüse kam aus dem Karten und mit Fleisch wurde sparsam umgegangen.
„K“ wie „Kurcheln“. Frau Wagner zeigte auf, welche Spiele der Kinder früher gespielt haben. Vom Kurcheln übers Schlittenfahren bis zum Denserlesspielen reicht die Palette. Dorfsucherlers, Reiferles, Stelzälaafä oder Bachhopferles gehörten ebenfalls dazu.
Weiter ging’s mit „L“ wie „Leidsl“ und „M“ wie „Muggesäckele“ zu „N“ wie „noari“, „nieb“, „nummä“,“ nunndä“ . Es folgten „O“ wie „Oangl“, „Oawoannä“ und „P“ wie „Passlätou“, „partuh“, „pressoant“.
„Q“ wie „Quaddä“ war das Stichwort für Elfriede Hohenstatt um uns das Ungeziefer aufzuzählen, das im Garten zu finden ist, von der Quaddä,(Engerling) über die Läusearten,Fliegen und Erbiernkäffä bis zur „Werre“ (Maulwurfsgrille) wurde die ganze Bandbreite abgedeckt.
Mit „R“ wie „Rummeldä“ (eine Birnensorte) begann Karl-Heinz Pfeil seinen ausführlichen Vortag über Biberacher Bezeichnungen für Birnen-, Äpfel-, Zwetschgen und Beerensorten.
Unter „S“ wie „Schtinkerlän“ zeigte uns Karl Heinz Pfeil dann auch noch, wie viele mundartlichen Bezeichnungen es für Blumensorten gibt.
Es folgte „V“ wie „verzwatzln“.
Mit „W“ wie „Weihnachtä“ begannen die Ausführungen von Renate Halter über die Biberacher Frauen, die fast all vor Weihnachten zu Unternehmerinnen wurden, da sie eine Produktpalette zusammenstellten, die darauf ausgerichtet war, die Bedürfnisse von „ausländischen“ Standorten mit heimischer Bioware zu decken und fristgerecht für deren pünktliche Lieferung zu sorgen. Es meinte damit, dass die Biberacherinnen früher zu Weihnachten Gänse an Wimpfener und Heilbronner Haushalte mit dem Ziehwägelchen lieferten. Außerdem zeigte sie wie mit bescheidenen Mittel Weihnachtsstimmung geschaffen wurde.
Zum Schluss folgte dann noch „X“ wie Xied und mit „Z“ wie „Zoanä“ endete der offizielle Teil der Vorsetz.
Wie bereits üblich begleitete Horst Wagner mit seinem Akkordeon die alten Lieder, die gesungen wurden und samstagabends spielten auch wieder Mitglieder der Musikkapelle auf. Übrigends: Wer sich für weitere Informationen über das Biberacher ABC interessiert, sollte sich die Broschüre Nr. 17 zu Gemüte führen.
Ostern 2009: Erstmals in seiner Geschichte hat Biberach einen Osterbrunnen !
Auf Initiative von Renate Halter hat der Interessenkreis sich dieser Aufgabe angenommen und den Röhrenbrunnen in der Dorfmitte über die Osterzeit festlich geschmückt. Besonders ist den Familienangehörigen zu danken, die ehrenamtlich das Gundgerüst erstellten, den Frauen, die die Ostereier auffädelten sowie dem „Auf- und Abbauteam“. Schön ist es, dass sich die Biberacher Landfrauen ebenfalls zur Mitwirkung bereit erklärten und die Errichtung eines Osterbrunnens nicht nur finanziell sondern auch tatkräftig unterstützten.
Da seitens des Ortskartells keine finanzielle Unterstützung möglich ist, werden wir künftig die Biberacher bei der Vorsetz um eine kleine Spende bitten.
Im Juli 2009 führte der Ausflug des Interessenkreises ins liebliche Taubertal. Nach der Besichtigung des Klosters Bronnbach und einer interessanten Stadtführung in Wertheim konnte noch ein Stadtbummel getätigt oder gemütlich Kaffee getrunken werden, bevor es wieder mit dem Bus nach Biwwerich ging.
Im Oktober 2009 veranstaltete der Interessenkreis eine Führung durch den alten Biberacher Friedhof unter dem Motto „Friedlich vereint“. Neben der Friedhofsgeschichte wurden von Helga Wagner, Elfriede Hohenstatt, Renate Halter und Thomas Böhringer die konfessionellen Probleme, die es in Biberach früher gab, dargestellt und deren mögliche Ursachen aufgezeigt.
2010
Die Karten für die Vorsetz im Januar 2010 waren ebenfalls wieder innerhalb weniger Stunden verkauft. Die ca. 250 Zuhörer der beiden Veranstaltungen waren von den Vorträgen begeistert, die unter dem Motto „S’ goanz Joahr“ vorgestellt wurden.
Ulrich Müller führte wieder als Türmer von Monat zu Monat durch die Themenvielfalt und erinnerte auch an alte oder originelle Wetterregeln.
Januar
Elfriede Hohenstatt zeigte alte Postkarten, die zu Weihnachten und separat (!) zu Neujahr versendet wurden und erzählte von den im Dorf üblichen Neujahrsbräuchen.
Sie fragte auch die Besucher, was denn am Neujahr in Biberach gegessen werde? Und es kam sofort die Antwort: „Bebbeleskraut (Rosenkohl) damit das Geld nicht ausgeht“.
Februar
Thomas Böhringer erinnerte an das Faschingstreiben, als die Kinder und Jugendlichen von Haus zu Haus zogen und nach „Fasnachtskiechlen“ bettelten und auch an das Fastnachtstreiben im Jahre1665, das damit endete, dass der Biberacher Pfarrer vertrieben wurde.
März
Helga Wagner berichtet über die Waldarbeit, die von Dezember bis März dauerte.
Das Holzmachen war „lebenswichtig“, da das Holz der einzige Brennstoff früher war und es war ein wichtiger Nebenverdienst der Biberacher Bauern. Früher waren bis zu 30 Bauern im Winter im Wald tätig und arbeiten hart mit ihrer Muskelkraft. Heute sind wenige Waldarbeiter im gesamten Stadtwald unterwegs, die Dank der Technik schnell ihre Arbeit verrichten können. Den Vortrag hat Otto Schönau mitgestaltet; er wirkt altersbedingt nicht mehr „auf der Bühne“ mit.
April
Unsere Marie (Renate Halter) „verzählte“, welche Hürden und Anlaufschwierigkeiten es bei der Klärung der Finanzierung des Osterbrunnens gab. Nicht den Vereinen oder dem Ortskartell, sondern der Biberacher Bevölkerung sei es zu verdanken, dass der Röhrenbrunnen in der Ortsmitte durch den Interessenkreis Heimat-geschichte und den Landfrauen österlich geschmückt werden konnte.
Außerdem zeigte sie noch einige Osterbräuche vom „Palmesel“ bis zum „Ostereierwerfen“ auf.
Mai
Karl-Heinz Pfeil erzählte vom Maikäfersammeln, dem örtlichen „Maibaumstellen“, dem „Maien stellen“ und dem „Kalkspurlegen“; dabei brachte er auch seine persönlichen Erinnerungen ein. Er wies darauf hin, dass es in Biberach früher auch einen Maikönig und eine Maikönigin gab, die beritten in einem Umzug durchs geschmückte Dorf ritten und der anschließenden Feier, die auf dem Festplatz am Mühlgraben stattfand.
Juni
Thomas Böhringer erinnerte an die Prozessionen an Fronleichnam, die früher durch das ganze Dorf zogen und an die vier Altäre, die im Dorf aufgestellt wurden. Da Fronleichnam meistens in der Zeit der Heuernte lag, konnte es auch vorkommen, dass, vor allem wenn das Wetter umschlug, der Pfarrer den katholischen Bauern erlaubte nach der Messe und der Prozession, das Hei einzubringen. Dann waren an diesem Tag nicht nur die evangelischen Bauern auf dem Feld. Thomas Böhringer wies auch auf den Talmarkt in Wimpfen hin, der auch im Biberacher Leben eine große Bedeutung hatte und hat. Dort wurden die Dinge gekauft, die man nicht im Dorf erhielt. Die Attraktionen und Schausteller zogen ebenfalls Ende Juni zur Talmarktzeit die Biberacher nach Wimpfen.
Juli
Hilde Ruckwied nahm sich dem Thema Getreideernte an. Sie zeigte auf, wie rasant die Entwicklung bei der Getreideernte innerhalb weniger Jahrzehnte war. Ging man in dern1940ziger noch mit der Sichel und dem „Hawwärechä“ aufs Feld und brachte die Ernte auf eisenbereiften Holzwagen ein, vor denen Kühe oder Pferde gespannt waren, so kam über die Mähmaschine mit Ablage anschließend der Garbenbinder und nur wenige später der Mähdrescher. Was früher eine wochenlange mühevolle harte Arbeit der ganzen bäuerlichen Bevölkerung war, wird heute von einigen Männern in wenigen Tagen auf vollautomatisierten Maschinen erledigt. Hilde Ruckwied beendete ihren Vortrag mit der Aussage einiger alter Bauern: „ Jetzt warten wir nur noch darauf, dass hinten auch noch die fertigen Brezeln heraus kommen“.
August
Karl-Heinz Pfeil berichtete über den Biberacher Dreschplatz, die Dreschhalle und das Silo. Erinnerte sich an Zeit abenteuerlicher Spiele mit den Strohballen in der Dreschhalle und an die Feste die dort gefeiert wurden. Aus dem Dreschplatz wurde aufgrund der zunehmenden Automatisierung der Ernte, die ihn überflüssig machte, ein Parkplatz und dort ist jetzt der Eingang in den Täler- und Auenpark.
September
Am 16. September ist der Gedenktag von „St. Cornelius und Cyprian“. Diese Beiden sind seit altersher die Biberacher Dorfheiligen. Thomas Böhringer hat ihr Leben und Wirken kurz geschildert.
Oktober
Im Oktober wird das Erntedankfest gefeiert. Auch in Biberach werden in den Kirchen die Altäre mit Obst, Gemüse, Getreide etc. geschmückt. Helga Wagner brachte in Erfahrung, dass es in Biberach vor dem 2. Weltkrieg an diesem Tag Erntedankum-züge mit geschmückten Festwagen gab.
Helga Wagner informierte außerdem die interessierten Zuhörer über die Kirchweih-bräuche und wie es dazu kam, dass die Biberacher Kirchweih am 3. Oktobersonntag gefeiert wurde und dass es zeitweise zwei Kirchweihfeste in Biberach gab, weil sich die kirchlichen und die bürgerliche Gemeinde nicht über den Termin einigen konnten.
Mitte Oktober gab es früher auch die Kartoffelferien. Die Kinder mussten mit aufs Feld und bei „Erbiern lesen“. Frau Wagner erzählte wie die Entwicklung vom Karst über den Pflug zur Kartoffelscheuder ging und dadurch die körperliche Arbeit reduziert wurde und dass heute mit dem Kartoffelvollernter die Ernte nur noch wenige Tage dauert und niemand mehr „schuften“ muss.
November
Mit den katholischen Feiertagen Allerheiligen und Allerseelen beginnt der Gedenkmonat. Dass an Martini die Pacht fällig war und auch Knechte wie Mägde an jenem Tag ihren Arbeitsplatz wechselten, daran erinnerte Renate Halter.
Sie erzählte, dass um Martini auch die Zeit der Hausschlachtungen begann und „Kesselbrieh“ mit dem Milchkännle zu den Nachbarn ausgetragen wurde.
Der November war auch der Monat, in dem „Laternä gloffä“ wurde und „Oangäschägeischtä“ nachts aus Hofeinfahrten grinsten.
Dezember
Elfriede Hohenstatt schilderte wie der Adventskranz entstanden ist, erzählte vom Nikolaus und vom Pelzmertel sowie vom Adventskalender. Sie erinnerte sich daran, wie sie als Kind daheim die Weihnachtszeit erlebte. An Silvester saß früher die Familie beieinander und man erinnerte sich, was im vergangenen Jahr so alles geschah. Läuteten um Mitternacht die Kirchenglocken, so sang man „Nun danket alle Gott“.
In der Vorsetz wurden wieder die alten Volkslieder und das Biwwericher Lied gesungen. Begleitet wurden wir dabei von Annemarie Schnepf auf ihrer Handharmonika. Samstagabends spielten außerdem die Auswendigspieler der Musikkapelle auf. Der Spendenaufruf zur Finanzierung des Osterbrunnens erbrachte fast 250 EUR, sodass auf in 2010 wieder der Brunnen errichtet werden kann.
Ostern 2010: Gemeinsam mit den Landfrauen wurde mit finanzieller Unterstützung der Biberacher Bevölkerung in der Osterzeit zum 2. Mal der Osterbrunnen errichtet.
Der Brunnen ist zwischenzeitlich bereits auch außerhalb unseres Ortes bekannt, so dass auch Fremde kommen um ihn zu bestaunen.
9. Juli 2010
Unter dem Motto „Biwwericher Wasser“ lud der Interessenkreis Heimatgeschichte im Rahmen des Biberacher Kultursommers zu einer Wanderung ein. Obwohl es sehr heiß war, kamen an diesem Abend über 35 Interessierte, die Thomas Böhringer entlang der Bach aufwärts durch den Biberacher Wald führte. Er informierte über Brunnen und Quellen und ihre Geschichte. Über abenteuerliche Pfade kam die Gruppe zum „Tröpfer“ unter der Pfeifersklinge. Man wanderte entlang dieser - vielen nicht bekannten- Schlucht bis zum Waldrand und fand sich im „Hohen Ried“ wieder. Thomas Böhringer erzählte hier vom „Pfeiferle“, da in dieser Gegend „umgeht“.
10.Juli 2010
Bei hochsommerlichen Temperaturen führte der diesjährige Ausflug in die alte Reichsstadt Esslingen. Nach einem gut geführten Stadtrundgang stiegen wir – begleitet von H. Künzl, einem gebürtigen Biberacher, der nun in Esslingen lebt – zur Burg hinauf zum Mittagessen. Nachmittags zeigte H. Künzl den Teil der Altstadt, den wir noch nicht gesehen hatten.
Dezember 2010
An unserem Stand auf dem Biberacher Weihnachtsmarkt waren innerhalb weniger Minuten die Karten für unsere Vorsetz unter dem Motto „Vun Oafoang oa“ für den Samstagabend ausverkauft und nach zwei Stunden gab es auch für den Sonntag keine Karten mehr. Dies zeigt, wie groß das Interesse an unserer Arbeit ist und ist Ansporn weiter zu machen, wenn auch die Aktiven altersbedingt weniger werden.
2011
Januar 2011
Am 22. und 23. Januar 2011 fand die 13. Vorsetz statt. Beide Veranstaltungen waren ausverkauft; am Sonntag fast überfüllt. Unter dem Motto „Vun Oafoang oa“ wurde von den ersten Steinzeitmenschen die Siedlungsgeschichte unseres Ortes erörtert und die rasante Entwicklung aufgezeigt, die ab den 1960er Jahre begann und die aus einem abseits gelegenen Bauerndorf, das 1940 mit 1350 Einwohner noch genauso „groß“ bzw. „klein“ war wie 1840, eine heute gut situierte Gemeinde mit über 5000 Einwohner machte.
Ostern 2011
Gemeinsam mit den Landfrauen wurde in der Osterzeit zum 3. Mal der Osterbrunnen errichtet. Der Brunnen ist jetzt schon so bekannt, dass sogar Reisebusse, die nach Bad Wimpfen zur Stadtbesichtigung fahren, bei uns einen kurzen Halt machen.
April 2011
Mit dem Bus ging es ins „Fränkische“. An diesem Tag wurden die Osterbrunnen verschiedener Städte und Gemeinden besichtigt und Anregungen für den Biberacher Osterbrunnen gesammelt. Eine Erkenntnis dieses Ausflugs war: „Dä Biwwerichä Ouschtäbrunnä braucht ä Kronä !“ Wir werden in den nächsten Vorsetz wieder sammeln....
Dezember 2011
Da aufgrund der Neugestaltung des „Schulbergs“ der Biberacher Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ausfiel, haben wir den Kartenverkauf an einem 2.Dezember Samstag innerhalb weniger Stunden die über 250 Karten für unsere Vorsetz „Drundä unn driewä“ im ev. Gemeindehaus verkauft.
2012
Januar 2012
Am 21. und 22. Januar 2012 fand die 14. Vorsetz statt. Beide Veranstaltungen waren ausverkauft und der Saal jeweils schon lange vor der Eröffnung brechend gefüllt. Annemarie Schnepf hat mit ihrer Handhamonika an beiden Tagen die Gesang der Volkslieder unterstützt und das Publikum hat wie immer kräftig mitgesungen. Samstags spielten – auch wie immer – die Auswenigspieler der Biberacher Musikkapelle noch ein wenig zur Unterhaltung auf. Die Vorsetz stand unter dem Motto „Drundä unn driewä“. Ulrich Müller verband als Türmer die einzelnen Vorträge.
Zuerst berichtete Bergwerksdirektor Dr. Gerd Bohnenberger in einem kurzweiligen und sehr interessanten Referat von der Entstehung des Salzes, der Entdeckung und der „Schatzsuche“- auch auf Biberacher Gemarkung, der Salzgewinnung – früher und heute und vom Biberacher Schacht „Konradsberg“.
Anschließend zeigten Renate Halter und Thomas Böhringer als „Lenä“ und „Fritz“ auf, wie sich das Leben einer Salzbergwerker-Familie in Biberach zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgespielt haben könnte. Welche Themen seinerzeit unter und über Tage eine Rolle spielten, wurde dann von Renate geschildert.
Der Dialog „Biberacher Wasserstreit“, den Elfriede Hohenstatt und Thomas Böhringer vortrugen, erklärte weshalb und wie die Biberacher Quellen im Kienbachtal und in der Kopfallmend im letzten Drittel des 19.Jahrhunderts an die Heilbronner verkauft wurden und warum es dabei in Biberach „drundä un driewä“ zuging.
Karlheinz Pfeil referierte sehr ausführlich über die Biberacher Wasserversorgung und den Wasserleitungsbau. Er informiert übe die ersten Wasserleitungen der Römer und über die mittelalterliche Wasserversorgung der Stadt Heilbronn und erklärte, dass in Biberach zunächst über die Brunnen im Dorf und seit Ende 19./Anfang 20.Jahrhundert über die Wasserleitungen die Versorgung der Bevölkerung mit eigenem Quellwasser erfolgte. Die immer wieder auftretenden Probleme mit der Wasserversorgung vor allem in den Sommermonaten und die starke Bevölkerungszunahme durch die Neubaugebiete führten dazu, dass Biberach nun auch Bodenseewasser nutzt; jedoch im „alten Dorf“ weiterhin „Biwwericher Wasser“ aus der Leitung kommt, das wesentlich kalkhaltiger ist.
Wie aus dem Zusatzverdienst „Herstellung von Tafelwasser“ der Küferei Kilper in der Schmalzgasse (Schillerberg), dem Umzug und der Brunnenbohrung im Gewann Altnacht, die Geschichte des „Biberacher Mineralbrunnen“ begann, erzählte Elfriede Hohenstatt. Sie berichtete über die letzte große Brunnenbohrung und aus erklärte, welches Mineralwasser aus welchen Brunnen, mit welcher Tiefe und mit welchem Mineralgehalt heute durch die Firma Kilper abgefüllt und vertrieben wird.
Hilde Ruckwied erzählte von ihren Erlebnissen mit dem Biberacher Hochwasser. Da sie als Kind in der Ortsmitte aufwuchs, wusste sie zu berichten, mit welcher Gewalt und welches Auswirkungen die Überschwemmungen hatten, die „unsere Bach“ versuchten. Sie zeigte aber auch auf, dass heute - durch die Bachbegradigung - die Gefahr kaum noch vom Böllinger Bach kommt, sondern es die Wassermassen sind, die bei Gewitter von den Feldern – vor allem aus den Gewannen Lechhecke oder Erker – ins Dorf schießen, die Probleme bereiten. Und so endete ihr Vortrag auch mit dem Erlebnis beim letzten Unwetter im Jahr 2009, als das Wasser aus der „Erker“ über die Brunnenstraße in die Bonfelder Straße und die Mühlgasse schoss und viele „gefülten“ Keller und Schlamm hinterließ.
Ostern 2012
Wieder wurde gemeinsam mit den Landfrauen in der Osterzeit zum
4. Mal der Osterbrunnen errichtet. Schön ist auch, dass sich zwischenzeitlich alle Biberacher Kindergärten beim Schmücken beteiligen. Die Kinder bemalen die von uns zur Verfügung gestellten Plastikeier und dürfen dann den Brunnenplatz bzw. den Platz vor dem Dienstleistungszentrum österlich schmücken.
In der letzten Vorsetz haben die Besucher eifrig gespendet, so dass in 2013 neben den ersten „Ausbesserungsarbeiten“ auch der Brunnen „gekrönt“ werden kann.
Juni 2012
Unser Ausflug führte uns ins neu gestaltete Besucherbergwerk des Salzwerks in Kochendorf. Dr.Gerd Bohnenberger, einer der Mitgestalter des neuen Konzepts, führte uns durch die Stollen und erklärte sehr routiniert und kurzweilig die Wesentlichkeiten.
Juli 2012
Im Rahmen des Biberacher Kultursommers haben wir eine Führung zum Thema „Biberacher Wasser und Biberacher Wein“ angeboten. Über 50 Personen nahmen teil und Thomas Böhringer erzählte „vor Ort“ vom Biberacher Wasserstreit, zeigte die Lagen der früheren Wengert und schilderte das „Auf und Ab“ des Biberacher Weinbaus, der nun nach 1250 Jahren an einem“ seidenen Faden“ (Wengert) hängt.
Dezember 2012
An unserem Stand auf dem Biberacher Weihnachtsmarkt waren innerhalb weniger Minuten die Karten für unsere Vorsetz unter dem Motto „Häddä des a noch gwisst?“ für den Samstagabend ausverkauft und nach zwei Stunden gab es auch für den Sonntag keine Karten mehr. Dies zeigt uns immer wieder, wie groß das Interesse an unserer Arbeit ist. Schön ist, dass Herr Schultes zu uns gestoßen ist und auch Annemarie Schnepf nun wieder aktiv mitwirkt.
2013
Januar 2013
Unsere 15. Vorsetz unter dem Motto „ Häddä des a noch gwisst?“ fand am 19. und 20. Januar 2013 statt. Beide Veranstaltungen waren wieder ausverkauft. Annemarie Schnepf spielte an beiden Tagen mit ihrer Handhamonika die alten Volkslieder und das Biberacher Lied, die vom Publikum inbrünstig mitgesungen wurden. Die Auswenigspieler der Biberacher Musikkapelle unterhielten uns samstags nach den Vorträgen mit ihren alten Melodien. Als Türmer führte -wie in den Vorjahren- Ulrich Müller durchs Programm.
„Hätten Sie’s noch gewusst, was damals 1973 in Biberach los war, als diverse Konstellationen von Gemeindezusammenschlüssen diskutiert wurden? In einer Stammtischrunde wurde daran erinnert, dass Wimpfen ein Auge auf uns geworfen hatte und wir Biberacher jedoch nicht das Risiko tragen wollten nochmals verkauft zu werden (wie bereits 1650). Das „Zusammengehen“ der vier Gemeinden Fürfeld, Bonfeld, Kirchhausen und Biberach zur Großgemeinde „Biberfeldhausen“ scheiderte nicht nur daran, dass die vier außer der Telefonvorwahl 07066 nichts gemeinsam hatten, sondern weil dies auch nicht in die Konzeption der Landesplanung passte.
Die“ kleine Lösung“ einer Verwaltungsgemeinschaft „Biberach-Kirchhausen“ war für manchen Biberacher undenkbar, weil nun einmal zwischen Biberach und Kirchhausen der Bruchgraben liegt und die „Kerichhäisemä“ ewwä oanderi Leit wi mir senn“… Diese Lösung wurde auch nicht weiterverfolgt nach dem Kirchhausen ihre Schüler nicht wie geplant nach Biberach sondern nach Leingarten in die Hauptschule schickte.
Der Biberacher Gemeinderat stimmte im Juni 1973 der Eingemeindung nach Heilbronn zu, obwohl in der Bürgeranhörung 80% gegen diese Eingliederung waren.
In einem Interview, das Herr Schwinghammer mit Herrn Fenzel führte, wurden nochmals die Beweggründe für diese Entscheidung aufgezeigt. Es war den Gemeinderäten und dem Bürgermeister klar, dass nach der Zustimmung der Kirchhausener zur Eingemeindung, es keine andere Wahl gab. Kirchhausen wäre eine Exklave von Heilbronn und daher eine Zwangseingemeindung Biberachs und Frankenbachs unvermeidlich. Durch die freiwillige Eingemeindung konnten für Biberach noch Zugeständnisse erzielt werden.
Als „Biberacher Neubürger“ berichtete Herr Schwinghammer, warum er 1977 nach Biberach zog, was und wen er in den vergangenen 35 Jahren in Biberach erlebte, wo er mitgestalten konnte, wo er auch noch Möglichkeiten bzw. Versäumnisse sieht und verabschiedete sich mit dem Bekenntnis, dass es ein Biberacher bleibt auch wenn er bald wo anders wohnt.
Hilde Ruckwied erzählte aus ihrer Kindheit, als es in Biberach noch keinen Arzt gab. Zwar hatten drei Ärzte in Biberacher Wirtshäuser Sprechstunden, aber wenn man „rannte“ nicht sofort zum Arzt, wenn etwas weh tat, sondern zur Schwester Marie, die im Schwesternhäusle wohnte. Und so war es auch als sie verunglückte. Da die Schwester aber nicht helfen konnte, musste sie einige Wochen täglich den Weg nach Kirchhausen zu Fuß antreten. Es gab auch in Biberach seinerzeit keine Apotheke, eine Biberacherin trug die verordneten Medikamente, die bei ihr von der Kirchhausener Apotheke angeliefert wurden, aus bis 1974 die erste Biberacher Apotheke im Dienstleistungszentrum eröffnet wurde.
Sehr eindrucksvoll schilderte Annemarie Schnepf das Schicksal des Biberacher Spätheimkehrers Ernst Notdurft, der 17jährig eingezogen wurde und im Februar 1945 in Budapest in russische Kriegsgefangenschaft kam. Man konnte das Leid und Elend mitfühlen, das die Gefangenen damals in Russland erlebten und konnte sicherlich - wie Ernst Notdurft damals – kaum glauben, dass er in einem solchen Lager seinen Zwillingsbruder Willi treffen durfte, aber ihre Wege sich später doch wieder trennten mussten. Auf die Schilderung seiner Heimkehr im Jahr 1955 und der Empfang vor dem alten Biberacher Rathaus berührten viele der Anwesenden. Nach ihrem Vortrag herrschte zunächst betroffene Stille.
Wussten Sie, dass es bis 1936 in Biberach eine katholische und eine evangelische Schule gab? Thomas Böhringer informierte über die Schulzeit im 3. Reich. Er hatte seine Mutter und weitere Zeitzeugen befragt und referierte wie es den Schülern in dieser Zeit ging, welche Einflüsse das Nationalsozialistische Regime hatte und wie die Kinder vor allem während der Kriegszeit auch außerhalb des Unterrichts eingebunden wurden.
Renate Halter erzählte aus ihrer Schulzeit in den 70er Jahren, als in Biberach drei Schulgebäude gab ,die Kinder in den Pausen durchs Dorf rennen mussten.
Anhand der Fotos des Schulkollegiums aus den Jahren 1984, 2002, 2002,2007 wurde der „Niedergang“ der Biberacher Grund-und Hauptschule deutlich. Waren es 1984 noch 27 Lehrer so sind es momentan noch 8.
Elfriede Hohenstatt hatte sich zu jedem ihrer Lehrer Gedanken gemacht. Sie und Karlheinz Pfeil wurden 1950 eingeschult. Die erste Lehrerin war Frl. Sparlinek, die liebevoll den Grundstock für die weiteren Schuljahre legte. Herr Riha war ganz „anders“ als das Frl. Sparlinek, viel strenger. Dann folgte Herr Heidemann, der sehr schön zeichnen konnte. In der 5.Klasse hatten sie wieder Herr Riha, der auch weiterhin für sie ein „Problem“ war . In der 6. Klasse wurde Herrn Lutz, der neue Direktor an der Schule, ihr Klassenlehrer. Er leitete auch den Schülerchor. In der 7. Klasse hatten sie Herrn Scholz. Karlheinz Pfeil erzählte zwei Anekdoten, die sie mit ihm erlebten und Elfriede Hohenstatt zeigte einige der Fotos, die er von ihren Ausflügen machte. Die Abschlussklasse leitete dann wieder Herr Lutz und die Schulentlassung war am 29. März 1958. Zum Schluss ihres Vortrags las Elfriede Hohenstatt Frl. Sparlineks Nachruf vor, da diese über 3 Jahrzehnte an der Biberacher Schule tätig war und immer liebevoll mit ihren Schülern umging und vielen das Flötenspielen unentgeltlich beibrachte. Frl. Sparlinek war und ist daher für die meisten Biberacher mehr als eine „Lehrerin“.
Ostern 2013
Wieder wurde gemeinsam mit den Landfrauen in der Osterzeit unser Röhrenbrunnen zum „Osterbrunnen“ gerichtet und dem Biber erstmals eine „Osterkrone“ übergestülpt. Auch in diesem Jahr haben sich alle Biberacher Kindergärten beim Schmücken beteiligt. Die Kinder bemalen die von uns zur Verfügung gestellten Plastikeier und dürfen dann den Brunnenplatz bzw. den Platz vor dem Dienstleistungszentrum österlich schmücken.
Oktober 2013
1863 wurde der erste katholische Kirchenbau nach der Reformation in Biberach eingeweiht. Die katholische Kirchengemeinde hat bei den Feierlichkeiten zum 150. Jubiläum auch eine kleine Ausstellung vorgesehen, die vom Interessenkreis Heimatgeschichte – Thomas Böhringer – zusammengestellt wurde. Er hat auch ein Fotobuch „1863-2013: 150 Jahre katholischer Kirchenbau in Biberach“ erstellt.
Dezember 2013
An unserem Stand auf dem Biberacher Weihnachtsmarkt waren -wie gewohnt- die Karten für unsere Vorsetz unter dem Motto „ Mussich, Fußball unn noch meh...“ ausverkauft.
2014
Januar 2014
Unsere 16. Vorsetz unter dem Motto „ Mussich, Fußball unn noch meh…“ fand am 18. und 19. Januar 2014 statt.
Am „Stammtisch“ erzählten Vorsetzmitglieder ihre Erinnerungen an die 60er und 70er Jahre. Vom ersten Fernseher im elterlichen Haus über das Leben ohne Handy, von den erste Liebesbanden bei denen auf das „Gesangbuch“ berücksichtigt werden musste bis zu den ersten Eindrücken „Biberachs“ auf einen damaligen Besucher, der nun schon seit über 35 Jahren Biberacher ist.
Die „Biberboys“, die sich dann später „Tanzkapelle Butterfly“ nannten, wurden von Roland Gärtner vorgestellt. Neben der Information über den Wertegang der Kapelle, ihrer Geschichte und Geschichten, spielten und sangen die „Butterflys“ fast wie in alten Tagen.
Anschließend erzählte Ulrich Müller – wie immer – als Türmer, über Themen der 60er und 70er Jahre, die die Menschen seinerzeit beschäftigten. Vom Mauerbau, der Kuba-Krise, dem 2. Vatikanischen Konzil, der Fußballweltmeisterschaft 1966, den Studentenunruhen 1968 und deren Folgen bis zum ersten Menschen auf dem Mond am 21.7.1969 wurden die wichtigsten Ereignisse wieder in Erinnerung gerufen.
Karl-Heinz Pfeil zeigte auf, dass es außer den Butterflys auch noch andere musikalische Gruppen und Vereine gab. Sein Bericht beinhaltete die Aktivitäten der Musikkapelle, des ev. Posaunenchors, der Akkordeonfreunde, des Handharmonikaclubs, des Liederkranz Alpenrose sowie der beiden Kirchenchören.
Außerdem widmete er sich auch noch dem „ unn noch meh…“. Er erzählte vom TSV und den in den 60er und 70er Jahren gegründeten Sparten Leichtathletik, Handball, Tischtennis, Schwimmen und Tennis. Außerdem erwähnte er den Radfahrerverein, die Biberacher Feuerwehr sowie den Obst- und Gartenbauverein.
Ein weiterer Schwerpunkt dieser Vorsetz waren die fußballerischen Erfolge des TSV Biberach in den 60er und 70er Jahren. Erich Schultes begann wie zunächst die örtlichen Voraussetzungen geschaffen wurden durch die Anlage des Fußballplatzes am Förstle sowie den Bau eines Sportheims. Er erzählte wie durch Trainer Haberkern 1968 der Aufstieg von der B in die A Kasse und dann 1969/70 der direkte Durchmarsch in die 2. Amateurliga gelang. Er erzählte von den Aktivitäten der Fußballer, ihren Auslandsreisen und ihren Spielen gegen ausländische Nationalmannschaften.
1982 erfolgte der endgültige Abstieg aus der 2. Amateurliga und heute spielen den TSV-Fußballer leider in der untersten Liga. Am Ende seiner Ausführungen ging Erich Schultes noch auf die 1963 gegründete Alt-Herrenmannschaft ein.
Annemarie Schnepf zeigte auf, dass der Biberacher Frauenfußball in den 70er Jahren ebenfalls legendär war. Der Biberacher Frauenfußball war seinerzeit der erste eingetragene Verein im Unterland. Von 1970 bis 1974 dominierte der TSV Biberach die Fußballbezirksliga der Frauen. 1974 kam dann das Aus für diese „ELF“.
Nach den Berichten über die Höhen und Tiefen des Biberacher Fußballs erzählte Elfriede Hohenstatt, wie sie die Zeit in den 60er und 70er Jahren erlebte. Elfriede war eine Fußballerfrau. Sie schilderte wie sie als Frischverliebte begeistert ihrem Freund auf dem Sportplatz zusah, sich dann allmählich eine Ernüchterung einstellte. Insgesamt betrachtet gab es auch viele schöne Stunden, die sie gemeinsam erlebten. Und heute schauen sie sich Fußballspiele nur noch im Fernsehen an, aber das gemeinsam.
Zum Schluss unserer Vorsetz kam Renate Halter als Marie zu Wort: Marie war froh, dass das Röhrenbrunnenhaus einen Käufer gefunden hat und somit der Interessenkreis das „ZU VERKAUFEN“ Schild nicht mehr anbringen muss. Außerdem bedankte sie sich bei den Vorsetzbesuchern der letzten Vorsetz, die durch ihre Spende ermöglicht haben, dass unser Osterbrunnen eine Krone erhalten hat. Marie stellte auch fest, dass der eintägige Weihnachtsmarkt 2013 bestens vorbereitet war - Dank „unseres“ federführend tätigen Pfarrer Erhard Mayer.
Ostern 2014
Auch in 2014 wurde wieder - jetzt bereits eine kleine Tradition – der Osterbrunnen errichtet. Er findet aus nah und fern Anklang.
Mai 2014
Unseren Ausflug führte nach Pfedelbach. Nach einer kleinen Führung durch das Museum, wurde uns neben den beiden Kirchen und dem Schloss auch der große Weinkeller gezeigt. Nach einem gemütlichen Mittagessen gings zur neuen Aussichtsplattform am Limes. Dort hatten wir eine wunderbare Sicht über das Hohenloher Land. Ganz besonders bedanken wir uns bei Herrn und Frau Pfeiffer aus Kirchhausen, die diesen Tag geplant und die Führungen etc. organisiert haben. Es war ein wirklich interessanter Tag: Man muss nicht immer in die Ferne schweifen.
Juli 2014
Im Rahmen des Biberacher Kultursommers 2014 habe wir eine Wanderung „Grenzgänger“ angeboten. Trotz hochsommerlicher Temperaturen wanderten fast 60 Teilnehmer mit uns die Grenze zwischen Biberach und Obereisesheim mit uns ab.
Neben der Geschichte der Gemarkungsgrenze wies Thomas Böhringer auf die Flurbezeichnungen hin, die durchwandert wurden. Er erklärte, welche Bedeutung die Grenzsteine in früheren Zeiten hatten und zeigte anhand noch vorhandener Steine wie sich die Bearbeitung und Kennzeichnungen im Laufe der Jahrzehnten und Jahrhunderten verändert haben. Einen gemütlichen und urigen Abschluss fand sich im ehemaligen „Besen“ der Familie Votterle in ihrem ehemaligen Wengert unterm Dornet.
Dezember 2014
Auch in diesem Jahr fanden beim Biberacher Weihnachtsmarkt unsere Karten für die Vorsetz „Vun alläm ebbes“ wieder reißenden Absatz.